Geschichte des Weinanbaues
Bereits im 18. Jahrhundert wurde in Kembach am Einstetter Wein angebaut. Goethe orderte persönlich am 30-5-1816 einen ganzen Eimer (76 Liter) "guten reinen Wertheimer“,- möglicherweise sogar aus Kembach?
Wurzelrebläuse, die 1862 von Amerika eingeschleppt wurden, verkrümmten die Wurzeln, der Wasser- und Nährstoffmangel führte zum Absterben der Weinstöcke Ab 1913 wurde in Baden nach und nach der Weinanbau eingestellt.
In Amerika wurde eine reblausresistente Unterlage geschaffen, die den Fortpflanzungszyklus der Reblaus unterbracht und auf die heimische Weinsorten aufgepfropft werden konnten.
Ab 1969 wurde an den Kembacher Südhängen wieder Wein angebaut. 34 Familien aus Kembach und Dietenhan legten 13 ha Weinberg mit der Sorte Müller-Thurgau an (Reihenbreite 1,6m, Stockabstand 1,3m).
Diese Flächen wurden bereits 1973 von 14 Neuwinzern erweitert. Der Reihenabstand wurde auf 1,7m erhöht, um die Luftdurchzug zu verbessern und einen Schleppereinsatz zu ermöglichen.
1976 wurden weitere 3,5 ha mit den fruchtigen, noch nicht zugelassenen, Neuzüchtungen Bachus und Kerner angepflanzt.
Zu diesem Zeitpunkt wurden unter dem Namen „Kembacher Sonnenberg“ 33,2ha Fläche von 49 Familien bewirtschaftet und über die Winzergenossenschaft Reicholzheim vermarktet. Kembach wurde in nur 6 Jahren zweitgrößte Weinbaugemeinde.
1976 hat sich die Familie Englert aus der Genossenschaft gelöst und ein eigenes Weingut gegründet, das bis 2022 bestand.
1979 kam dann das Weingut Seubert hinzu, und ein Jahr später wurde die Hecke eröffnet. 2000 hat sich dieses Weingut wieder aufgelöst.
1998 begann der Rotweinboom, Flächen wurden gerodet und Schwarzriesling , Dornfelder und Spätburgunder angebaut. Die neuen schweren, dunkelroten Weine Regent und Aclolon setzten sich bei den Verbrauchern nicht so gut durch.
Ab 2010 ging der Trend zurück zu den Weißweinen. Es gab Müller Thurgau, Silvaner, Bacchus, Kerner, Weißburgunder, Grauburgunder, Riesling, Johaniter, Scheurebe und Solaris.
Auch die Rotweinpalette wurde erweitert. Es gab nunmehr Schwarzriesling, Regent, Acolon, Spätburgunder, Cabernet Carbon und Cabernet Mitos.
Heute, 2024, sind von ehemals 49 Winzern noch 6 aktiv. Man konnte bis in die 90 Jahre im Haupterwerb mit 3ha Rebfläche noch ein nachhaltiges Einkommen erwirtschaften. 2020 benötigte man bereits 15 - 20 ha.
50 Jahre Weinberg Kembach
Um 50 Jahre Weinbau in Kembach gebührend zu feiern haben die Winzer einen Müller Thurgau - Jubiläumswein am 27.10.2019 aus der Anlage vom Alfred Deifel aus Dietenhan geerntet. Er hat die einzige Anlage, die seit 1969 noch besteht.
Der Wein wurde in Reicholzheim vom Kellermeister Joachim Krummry ausgebaut und in den neuen Bocksbeutel abgefüllt. Die Etiketten auf Vorder und Rückseite haben Kembacher selbst entworfen:
„Einbesonderer Tropfen“ - Ein junger Wein von alten Stöcken.
50 Jahre haben sich die Müller-Thurgau-Rebstöcke durch Handwerkskunst und Herzblut behauptet. Im Jubiläumsjahr überzeugt der Wein mit seinem fruchtigen Geschmack und lässt unser Heimatgefühl aufleben. Ein „alter Wein „ im jungen Gewand.
Weinbergsarbeiten übers Jahr: viele Müh, harte Arbeit, und das bei jeder Witterung und ständigem Bangen und Hoffen
Februar - Rebschnitt
März - Rebenerziehung
April - Bodenbearbeitung
Mai - Pflanzenschutz
Juni - Wachstumssteuerung
Juli - Laubarbeiten
August - Traubenreife
September - Hoffen und bangen
Oktober - Lese
November - Laubfärbung
Dezember- Pflegearbeiten
Geschichte der Weinbergsarbeit
Anfänglich wurde mit Handhacke, Karst und Seilzugpflug der Boden bearbeitet. Die Reben wurden über Winter angepflügt um die Veredelungstelle vor den starken Winterfrösten zu schützen. Im Frühjahr wurde mit dem Seilzugpflug dieser Erdwall wieder weggepflügt. Den Rest hat man dann mit der Handhacke eingeebnet. Das Unkraut wurde laufend gehackt, der Pflanzenschutz mit der Rückenspritze ohne Schutzkleisung ausgebracht. Die Laubarbeiten, anfänglich an 3 bis 5 Drähten, später an Doppeldrähten betrug allein 600-800 Std pro ha.
Heute ist die. Weinbergsarbeit weitestgehend maschinenunterstützt:
Der Arbeitsaufwand für 1 ha Reben liegt heute bei 150 – 180 Stunden. Und bei Minimalschnittanlagen bei ca . 50 Std./ha.
Bei der Handlese ist jeder aus dem Dorf willkommen.
Die traditionelle "Weinbergsvesper" begleitet den Lesetag. Selbst die Jüngsten dürfen schon das Buttetragen versuchen.
Immer mehr kommen aber die Vollernter zum Einsatz und die Tradition des gemeinsamen Lesens verschwindet still und leise.
Die Arbeit im Keller - der richtigen Zeitpunkt entscheidet alles
Traubensichtung
Maische
Most
Mostüberwachung
Abziehen
Weinausbau
Abfüllen
1981 eröffnete Fritz Seubert seine Heckenwirtschaft im ehemaligen Schweinestall und bat dort selbstausgebaute Weine und kleine Vespern an. Spezialität war sein selbstgemachter Schinken.
Quelle: Fränkische Nachrichten http://fnweb.de
Geschichte der Weinflaschen
Bis 2010 gab es noch die grünen 1 l Flaschen mit Naturkorken.
Heute füllt man in 0,75 er Bordeaux oder Burgunder Flaschen oder in die neue schlanke fränkische Schlegelflasche mit unterschiedlichen Farben.
Verschlossen werden die Flaschen mit einem Drehverschluss aus Aluminium mit einer innenliegenden Kunststoffdichtung. Aus optischen Gründen sind die Verschlüsse etwas länger: Long-Caps für 3 Cent. Hochwertige Weine werden heute mit Naturkork für 50 Cent verschlossen.
Die wichtigste Flasche ist der Bocksbeutel, der bis 1977 0,7 l, danach 0,75 l hatte. Der Bocksbeutel ist seit 1989 urheberrechtlich für Baden und Franken geschützt. Seit 2015 gibt es den neuen, etwas kantiger und schlankeren Bocksbeutel.
Hier soll, nach und nach, eine kleine Sammlng ehemaliger Kembacher Etiketten entstehen.
2015 Süßweinversuch
1887 Herbstberichte - Wein
Die Mostpreie haben durch ihre Ermäßigung etwas Leben in den Handel gebracht. In den letzten Tagen vollzogen sich erhebliche Kaufabschlüsse im benachbarten Taubergrund, so in Werbach, Königheim, Lauda, Distelhausen, Grünsfeld, Gerlachsheim, Beckstein und Marbach.
Je nach Lage und Traubensorte ergaben die verschiedenen Proben nach der Oechsle´schen Waage 70, 75, 78, sogar 80, Auslese 86 Grad Süßgehalt, weshalb sich auch Spekulanten zu Käufen herbeiließen. Bezahlt wurden für den Hektoliter 32, 36, 38, 40 und 42 Mark. Auch vorigjähriger Wein wurde daselbst ziemlich verkauft zu 40-48 Mark.
Aus den Gemeinden in unserer Nähe, wie Kreuzwertheim, Lindelbach, DERTINGEN, KEMBACH und Waldenausen wurden die gemosteten Trauben gehandelt und für Waldenhauser 18, für KEMBACHer, Dertinger, Lindelbacher und Kreuzwertheimer 26-28 Mark bezahlt bei einem Süßgehalt von 65-72 Grad.
Quelle: Zeitungsarchiv Bronnbach https://www.landesarchiv-bw.de/de/landesarchiv/standorte/staatsarchiv-wertheim/47276
1825 Weinberg
Am 15 u. 16-3-1825 sind die Weinberge erfroren, die vorher so gut aus sahen dass man auf ein gutes Weinjahr rechnen konnte jetzt aber nicht. In diesem Jahr 1825 wurde der Most recht gut aber nur zu wenig, dass wir 1 Eimer Trauben bekamen und verkauften den Most an Wirth Georg Philipp Flegler den Eimer um 8 fl 12 L
Am 12-9-1825 hab ich unseren Wein nach Wertheim geführt. Vom Jahr 1823 es wahren 5 Eisner 3 Maus den Eimer um 5 fl 30 und einen halben.
Quelle: Jahresaufzeichnungen Johann Michael Diehm 1801-1863, Akzisor zu Kembach:
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